23. Oktober 2020

DIE STIMME ERHEBEN. Bibeldialog für Prädikant*innen in Berlin und Online

 *** If you wish to read this post in English, please mail to hahn@eaberlin.de.
Die Morgenandacht, die Christiane Seibel vom Leitungsteam vorbereitet hat, wird uns einstimmen in einen recht gut gefüllten Arbeitstag bei unserem "Prädinat*innen-Bibeldialog" mit 6 Teilnehmer*innen in Berlin und etwa doppelt so vielen online. Heute werden wir nach der Bibelarbeit zum Buch Amos (mit Christiane Seibel) mit Pfarrerin Ruth Misselwitz (der Begründerin des Pankower Friedenkreises während der Wendezeit) ins Gespräch kommen und am Abend online meinen Akademiekollegen Dr. Christian Staffa zu Gast haben. Er ist
Beauftragter der EKD für den Kampf gegen Antisemitismus und spricht mit uns über die Art, wie wir Sprache verwenden können, so dass sich niemand ausgegrenzt oder verletzt fühlt. 

Lobt Gott getrost mit Singen, frohlock, du christlich Schar! Dir soll es nicht misslingen, Gott hilft dir immerdar. Ob du gleich hier musst tragen viel Widerwärtigkeit, sollst du doch nicht verzagen, er hilft aus allem Leid.
Gott soll`n wir fröhlich loben, der sich aus großer Gnad durch seine milden Gaben uns kundgegeben hat. Er wird uns auch erhalten in Lieb und Einigkeit und unser freundlich walten hier und in Ewigkeit. (EG 243, 1+6)

Gebet: Großer Gott, ich suche Halt und Hilfe; Gib mir ein Wort, das mich trifft und mach mich offen für dich.

Monatsspruch für Oktober: Suchet der Stadt Bestes und betet für sie zum Herrn; denn wenn`s ihr wohl geht, so geht´s auch euch wohl. (Jeremia 29,7)
Zu Zeiten des Jeremia gab es noch  kein Corona. Aber die Lage des Volkes damals war zu dem Zeitpunkt des Briefes, den Jeremia schrieb und aus dem der Monatsspruch ist,  keinesfalls besser.  Die Meisten saßen gefangen und verschleppt  in Baylon. Psalm 137, der leider nicht im Gesangbuch abgedruckt ist, zeigt, wie sehr die Menschen klagten und litten. Mit der Stadt war daher nicht Jerusalem gemeint, sondern Babylon, die Stadt der Feinde, der Sieger.
Der Brief des Propheten ist nun gerade nicht ein Trost, sondern eher eine praktische Handlungsanweisung: Suchet der Stadt Bestes!
Das muss man sich mal vorstellen: Suchet das Beste für die Stadt, in der die Feinde leben in der die das Sagen haben, die euch gefangen und verschleppt haben. Bringt  euch ein in deren Zusammenleben, engagiert, arbeitet mit. Sondert euch nicht ab, legt nicht die Hände in den Schoß. Davon wird die Lage nicht besser. Packt an! Tut was!
Und haltet Fürbitte bei eurem Gott, auch für die Feinde, die euch verschleppt haben!
Aber bei Licht besehen ist das ein kluger Rat. Wer sich verweigert, ändert seine Lage nicht. Also das Beste daraus machen: Schlimmer kann es kaum noch werden, aber besser allemal.“ Wenn`s der Stadt wohl geht, so geht`s euch auch wohl.“
Was sagt uns das im Jahr 2020 mitten in der Corona-Pandemie? Was ist das Beste für unsere Städte und Gemeinden, Kinder und ältere Bürger/innen, Wirtschaft und Kultur – also für uns alle?
Nicht den Kopf in den Sand stecken und jammern. Immerhin wären wir – sollte ein neuer Lockdown kommen – noch in unseren eigenen Wohnungen, könnten unsere eigene Sprache sprechen, hätten Medien, um mit der Welt zu kommunizieren, könnten Musik hören oder selbst machen….
Manchmal hilft es, nicht nur zu überlegen, was im Augenblick schlecht ist, sondern eher abzumessen, es hätte ja auch noch schlimmer kommen können. Im Gegensatz zu vielen anderen Menschen weltweit geht es uns sogar ziemlich gut.
Da sollten die bekannten AHA – Regeln doch wohl im Interesse aller -  doch wohl mit Leichtigkeit gehalten werden können, auch wenn beim Maske Tragen vielleicht die Brille beschlägt und das Abstand Halten zu mehr Wartezeit führt.
Zum Abschluss eine kleine Geschichte: „Wie ein Kind die Welt ordnet“: Ein Vater hatte keine Zeit, mit seinem Sohn zu spielen, wollte ihn aber beschäftigen. Er fand in einer Zeitschrift eine komplizierte und detailreiche Abbildung der Erde, riss sie aus und schnitt sie in kleine Puzzleteile. Die gab er seinem Sohn und hoffte, ihn damit eine Weile beschäftigt zu haben.
Aber schon nach kurzer Zeit kam der Sohn an und zeige ihm das fertige Bild. Als der Vater höchst erstaunt fragte, wie er das denn geschafft habe, antwortete der Junge: „Ach, auf der Rückseite war ein Mensch dargestellt, den hab ich richtig zusammengesetzt. Und als der Mensch in Ordnung war, war es auch die Welt.“
Wenn die Menschen richtig handeln, ist die Welt in Ordnung. Trotz vieler Verschiedenheiten könnte das doch ein gemeinsames Ziel sein, an dem wir arbeiten könnten.

Liedstrophe:  Melodie EG 389 „In dir ist Freude… , Text Jörg Zink
Du hast das Leben allen gegeben, gib uns heute dein gutes Wort. So geht dein Segen auf allen Wegen, bis die Sonne sinkt, mit uns fort. Du bist der Anfang, dem wir vertrauen, du bist das Ende, auf das wir schauen, was immer kommen mag, du bist uns nah. Wir aber gehen, von dir gesehen, in dir geborgen durch Nacht und Morgen und singen ewig dir: Halleluja

Der Segen des Gottes von Sarah und Abraham,  der Segen des Sohnes von Maria geboren, der Segen des Heiligen Geistes, der uns tröstet, wie eine Mutter ihrer Kinder tröstet, komme über uns und bleibe bei uns, jetzt und allezeit! Amen                 


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