13. November 2020

Jüdisch, christlich und islamisch – Europäische Muslime

*** Please, scroll down for English translation.

Gestern hatten wir eine liberale Rabbinerin, Dr. Offenberg, zu Gast und haben viel erfahren auch über die Diversität innerhalb der jüdischen Gemeinschaft. Auf der ganz praktischen Ebene gibt es viele Gemeinsamkeiten: die schrumpfenden Gemeinden, die Versuche, die Jüngeren für die Gemeinde zu gewinnen. Interessant war auch, dass ein gegenüber Juden feindseliges gesellschaftliches Klima eher dort zu finden ist, wo es nur wenige oder gar keine jüdischen Gemeinden gibt. Das ist etwas, dass wir auch mit Blick auf Migrant*innen oder Muslime immer wieder feststellen können. Es ist also ganz konkret die Angst vor dem Unbekannten. Ich habe schon oft darüber nachgedacht, warum die deutsche Sprache den Begriff Xenophobie mit Fremdenhass übersetzt, der eigentlich Angst vor dem Fremden bedeutet.

Heute mit dem Blick auf einen europäischen Islam wollen wir auch nicht so sehr über Vorurteile sprechen, auch nicht über gewalttätige Islamisten. Darüber lesen wir schon. Stattdessen geht es uns um „Friedenswege“ – Putevi Mira ist ein gemeinnütziger Verein in Bosnien und Herzegowina, der mit sozialen Projekten, mit Jugendarbeit und vor allem mit viel interreligiösem Engagement die durch den Krieg entstandenen Wunden zu heilen versucht. Es wird gar nicht so sehr um die religiösen Besonderheiten gehen, sondern, wie es Sadija von Putevi Mira ausdrückt, um eine muslimische europäische Identität: „Es ist sehr wichtig, dass Muslime in Bosnien und Herzegowina eine muslimische europäische Identität haben, die eine Mischung aus ihrem Glauben und der europäischen Kultur ist. Auf diese Weise können religiöse und kulturelle Gefühle in Einklang gebracht werden und wie alle Europäer in Frieden und Harmonie leben. Auf diese Weise kann die nach dem schrecklichen Krieg bestehende Intoleranz überwunden werde. Sie lehnen Serben und Kroaten ab, aber das liegt nur an der jüngeren Geschichte. Man muss in der Vergangenheit weiter gehen und nach gemeinsamen Werten suchen.“ Diese gemeinsamen Werte wollen wir auch in diesem Bibeldialog finden.

Noch ein Tipp: Das internationale BOSNIA HERZEGOVINA LOOKS AROUND FESTIVAL 2020 zeigt an acht Tagen online Filme, die das Land Bosnien-Herzegowina – aber auch die Anrainerstaaten – mit ihrer gemeinsamen Geschichte, mit den sozialen Problemen, ihren Kriegstraumata und ihrer Sehnsucht, in Europa anzukommen, im Fokus haben. Veranstalter ist der Bottroper Verein „Aktion – Leben und Lernen in Bosnien e. V.: https://www.bih-looksaround-festival.eu/Festivals/bihlaf-2020/Concept

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Yesterday, our guest speaker, liberal Rabbi Dr Offenberg gave us a glimpse of the diversity within the Jewish community. We (mostly Christians) could see some similarities on a very concrete level: the shrinking congregations and the attempts to draw younger people into the community. One interesting fact was that hostility towards Jews (as well as against Muslims) is strongest in places where there are hardly any Jews (or Muslims). I have often wondered why the German language translates the term Xenophobia with “hate against the foreign”, when “fear of what is foreign” or "fear of the unknown" is more accurate and possibly more honest.

Today, with our view at a European Islam, we don’t plan to discuss prejudice or even Islamist terror. We can read about that in the news. Instead, we are taking a closer look at „Paths of Peace” -Putevi Mira is an NGO in Bosnia and Herzegovina. By social projects, youth work and with enormous interreligious commitment they, mostly Bosnian and Serbian women, try to heal the wounds of the past war. Our focus is not so much on religious differences, but instead a Muslim European Identity, as Sadija, who works at Putevi Mira put it: “… a combination of Muslim faith and European culture. This way religious and cultural feelings can be harmonized to overcome the intolerance that was brought about by the horrible war… we have to look further in our past to seek common values.” That too is one of the goals in this Bible Dialogue.

And another tip: “Aktion – Leben und Lernen in Bosnien e. V.”, a non-profit association in Bottrop, Germany, hosts an international online film festival over the course of eight days. The focal point will be Bosnia-Herzegovina and its neighbouring countries – their shared history, social challenges, war traumas and desire to find their place in Europe: https://www.bih-looksaround-festival.eu/Festivals/bihlaf-2020/Concept.

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