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Das Markusevangelium – heute (frei) nach Wikipedia: Wer war dieser Markus eigentlich?
Das Markusevangelium wurde – wie viele Zeugnisse jüdischer oder frühchristlicher Literatur – ursprünglich anonym überliefert, denn die uns bekannte Überschrift „Evangelium nach Markus“ wurde erst später hinzugefügt. Vielleicht war den betreffenden Autoren vor allem die Lehre oder die von ihnen verarbeitete Tradition wichtig, nicht so sehr ihr eigener Ruhm als Schriftsteller, weshalb sie hinter ihrem Werk zurücktraten. Typisch für antike Texte ist, dass der Verfasser bzw. die Verfasser häufig nicht eindeutig benennbar sind.
Marcus/Markos ist kein jüdischer, sondern ein römischer Name. Der älteste Beleg für die Abfassung durch einen Markus findet sich bei Bischof Papias von Hierapolis (wohl um 100 n. Chr.): „Markos war der Dolmetscher des Petrus und schrieb sorgfältig auf, was er im Gedächtnis behalten hatte“.
Nach späterer kirchlicher Tradition wurde das Evangelium von dem aus Jerusalem stammenden Johannes Markus verfasst, einem Begleiter des Apostels Paulus. Er soll dessen Dolmetscher in Rom gewesen sein und dessen Verkündigung aufgeschrieben haben. Gegen die Zuordnung dieses Markus zu Paulus und zu Petrus gibt es den Einwand, dass im Markusevangelium keinerlei paulinische Theologie zu finden sei. Andererseits enthält der Markusbericht lebhafte und lebensnahe Schilderungen, die eine Vertrautheit mit Augenzeugendetails vermuten lassen, so dass die geschilderten Ereignisse aus dem Blickwinkel des Petrus erscheinen.
Aus der Sicht historisch-kritischer Forschung erscheint es jedoch zweifelhaft, ob der Evangelist „Heidenchrist“ oder „Judenchrist“ palästinischer Herkunft gewesen sein kann, wie es für Johannes Markus und einen Begleiter des Paulus und Petrus vorauszusetzen wäre. Einerseits wird in seinem Griechisch ohne semitische Spracheinflüsse ein Hinweis auf einen hellenistischen bzw. römischen Hintergrund gesehen, andererseits verweist man darauf, dass er zahlreiche aramäische Ausdrücke korrekt übersetzt und somit des Aramäischen mächtig gewesen sein dürfte. Von Befürwortern der Annahme, Markus sei Heidenchrist gewesen, wird zudem auf seine wiederholte Kritik am Judentum und die positive Haltung gegenüber den römischen Autoritäten verwiesen; die Gegenposition bezweifelt dagegen, dass ein ehemaliger Heide so früh in der christlichen Geschichte eine so große Wirkungsgeschichte hätte entfalten können.
Diese Erwägungen legen insgesamt den Schluss nahe, der Evangelist könne nicht identisch mit dem Johannes Markus der Apostelgeschichte sein. Insgesamt konnte in der historisch-kritischen Forschung jedoch keine Einigkeit über die Person des Autors erzielt werden.
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