10. August 2021

Temporäre Sehnsuchtsorte

 *** If you wish to read this text in English, please mail to hahn@eaberlin.de.

Das Thema Garten entwickelt sich immer vielfältiger. Dass es in der Bibel seit dem Rauswurf aus dem Paradies eigentlich gar nicht um Garten ging, sondern dass der Sehnsuchtsort eher ein Land war, machte Steffens Bibelarbeit sehr deutlich. Garten: das ist in erster Linie Arbeit und Mühsal, ein Nutzgarten, der die Menschen ernähren soll. Der Beginn der Sesshaftigkeit. Vielleicht ist das die symbolische Bedeutung des Endes der paradiesischen Zeit: der Mensch konnte nicht mehr einfach vom Land leben, sondern muss sein Stück Erde bebauen und bewahren, statt wie die Nomaden vorher einfach weiterzuziehen. Und heute? Der Mensch hat sich für Erkenntnis entschieden und dazu gehörte eigentlich auch die Erkenntnis, dass wir sterben müssen. Was gut und was böse ist... All unsere Erkenntnisse haben bisher das Corona-Virus nicht besiegt. Täglich sterben immer noch Tausende an oder eben mit Covid19, aber einsam ohne ihre Lieben, ohne Trost.  Unser Wissen um Landwirtschaft hat uns reiche Erträge beschert – und in der wohlhabenden Welt ein nahezu paradiesisches Leben, in dem die Nahrung im Supermarkt bereitsteht. Wenn bei uns die Ernten schlecht sind, kaufen wir den Armen das Getreide weg. Ist die Sehnsucht nach dem Garten, unser Versuch, uns wieder ins Paradies einzukaufen? Oder uns zumindest in der kleinen privaten Oase, sei es Datsche/Laube oder Balkonien, ein paar Quadratmeter Paradies selbst zu schaffen?

Heute Abend wird Tomas Najbrt uns Musik schenken. Wenn das Wetter es erlaubt, draußen, vor der Skulptur „Haltung“ – auch ein paar Momente Paradies, für die wir nichts zu tun haben, außer sie dankbar anzunehmen.  Garten-Bibeldialog auf Schwanenwerder  in der Evangelischen Bildungsstätte.

2 Kommentare:


  1. "Eins, zwei, drei .....", begann der Wahnsinn
    und die Eigenschaften und Gefühle suchten sich ihre Verstecke.
    Das erste fand die Faulheit,
    die sich wie immer keine große Mühe gab:
    Sie ließ sich gleich hinter dem ersten Stein fallen.
    Der Glaube stieg zum Himmel empor, wo er sich am besten aufgehoben fühlte,
    und der Neid versteckte sich im Schatten des Triumphes,
    der es geschafft hatte, bis zur höchsten Baumspitze hinaufzuklettern.
    Der Selbstlosigkeit hingegen gelang es kaum, sich zu verstecken,
    da sie bei jedem Versteck, das sie fand, immer meinte,
    es eigne sich besser für einen ihrer vielen Freunde:
    Ein kristallklarer See - ein wunderbares Versteck für die Schönheit;
    eine dunkle Höhle - das perfekte Versteck für die Angst;
    die Flügel des Schmetterlings - das Beste für das Glück;
    ein Windstoß - hervorragend geeignet für die Freiheit ...
    sie selbst versteckte sich schließlich auf einem Sonnenstrahl.
    Der Egoismus hingegen fand rasch einen passenden Ort,
    luftig, gemütlich und bequem - aber nur für ihn!
    Die Lüge erzählte allen, sie verstecke sich auf dem Meeresgrund,
    aber in Wirklichkeit versteckte sie sich hinter dem Regenbogen!
    Die Leidenschaft und das Verlangen versteckten sich im Innern der Vulkane und die Vergesslichkeit - ?
    (Ach, herrje, ich habe vergessen, wo sie sich versteckte,
    aber das ist auch nicht so wichtig!)
    Als der Wahnsinn fast zu Ende gezählt hatte,
    hatten alle, die mitspielten, ein Versteck gefunden,
    nur die Liebe nicht.
    (Das muss uns nicht verwundern, wissen wir doch,
    wie schwer es ist, die Liebe zu verbergen!)
    Alle Plätze schienen bereits besetzt zu sein,
    bis sie schließlich den Rosenstrauch entdeckte
    und beschloss, in eine seiner Blüten hineinzukriechen.
    "Ich komme!", rief in diesem Augenblick der Wahnsinn
    und er begann, die anderen zu suchen.
    Die erste, die entdeckt wurde, war die Faulheit -
    gleich hinter dem ersten Stein!
    Danach ward der Glaube gefunden:
    Er diskutierte im Himmel lauthals mit Gott über theologische Fragen.
    Das Verlangen und die Leidenschaft wiederum hörte man in den Vulkanen vibrieren.
    In einem unachtsamen Moment fand der Wahnsinn den Neid
    und so natürlich auch den Triumph.
    Den Egoismus brauchte er gar nicht zu suchen,
    denn der kam von ganz allein aus seinem Versteck hervor.
    Es hatte sich als Wespennest entpuppt!
    Vom vielen Herumlaufen bekam der Wahnsinn Durst
    und als er sich dem See näherte, fand er die Schönheit.
    Mit dem Zweifel hatte er es noch einfacher,
    ihn entdeckte er auf einem Zaun sitzend,
    weil der sich immer noch nicht entschieden hatte,
    auf welcher Seite er sich verstecken sollte.
    Nach und nach fand der Wahnsinn alle seine Mitspieler,
    die Hoffnung im grünen Gras
    und die Angst in der dunklen Höhle;
    die Lüge hinter dem Regenbogen
    (Nein, stimmt nicht, sie kam unter einem Stein hervorgekrochen,
    der ihr das Genick zu brechen drohte).
    Auch die Vergesslichkeit fand der Wahnsinn mühelos,
    denn die hatte schon wieder vergessen,
    dass sie Verstecken spielen und war unbekümmert spazieren gegangen.
    Alle wurden gefunden, nur die Liebe tauchte nirgendwo auf.
    Wo mochte sie bloß stecken?
    Der Wahnsinn suchte sie überall!
    Auf jedem Baum, auf jedem Berg, in jedem Bach dieses Planeten schaute er nach
    und wollte schon aufgeben, da half ihm der Verrat!
    Der nämlich flüsterte ihm zu, er solle doch mal im Rosenbusch nachsehen.
    Langsam fing der Wahnsinn an,
    die Zweige des Strauches auseinander zu schieben,
    als plötzlich ein greller Schrei ertönte.
    Die Dornen der Rosen hatten der Liebe die Augen zerstochen!!!
    Ach, was für ein Jammern und Wehklagen war nun zu vernehmen?!
    Der Wahnsinn war ratlos und wusste weder ein noch aus.
    Er fing bitterlich an zu weinen und unter Tränen gelobte er,
    er wolle die Liebe nie mehr verlassen und immer an ihrer Seite sein.
    Und so ist es auch geschehen!
    Seit dieser Zeit,
    seit das erste Mal auf Erden Verstecken gespielt wurde,
    ist die Liebe blind
    und der Wahnsinn ihr Begleiter!

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  2. Frisch aus dem Urlaub! Danke für deine Kommentare, lieber KD. ich werde morgen nochmal den Blog link verschicken, damit mehr leute lesen, was Du hier geschrieben hast.
    LG
    Tamara

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