2. Oktober 2022

Die Bibeldialoge sind politisch – auf ihre Weise

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Eigentlich klar, denn das Buch, um dass es uns immer wieder geht – die Bibel – ist selbst ein sehr politisches Buch. Das konnten wir gerade bei den letzten beiden Bibeldialogen ganz unterschiedlich erleben.

Vom 20.-24.9. fand zum ersten Mal ein Bibeldialog außerhalb der EU statt: in der kleinen Stadt Dubica in Bosnien und Herzegowina ganz nah an der Grenze zu Kroatien. Zum ersten Mal auch ein echter christlich-muslimischer Dialog mit mehr als der Hälfte muslimischer Teilnehmer*innen. Zum ersten Mal hielten wir auch eine Bibelarbeit in einer Moschee ab. Sehr passend dazu der Bibeltext, den wir dort betrachteten, der von Jesus und seiner Begegnung mit einer Samariterin am Brunnen handelte – eine Geschichte diverser Grenzüberschreitungen.

Eine unsichtbare Grenze haben auch der orthodoxe Pfarrer und sein muslimischer Kollege in Dubica überwunden, die zum ersten Mal gemeinsam aufgetreten sind – in unserem Bibeldialog. Ein Ereignis, das sogar das lokale Fernsehen angelockt hatte. Die beiden Geistlichen konnten in unserer Veranstaltung konkret erleben, dass ihrer beide Gemeindeglieder nicht nur gemeinsam über christliche und muslimische Frömmigkeit diskutierten, sondern längst freundschaftlich und in ihrem sozialen Dienst an den Menschen verbunden sind. Die meisten der Frauen arbeiten als Haupt- oder Ehrenamtliche im Bürgerverein Putevi Mira („Friedenswege“) dessen Engagement für den sozialen Frieden nicht genug gelobt werden kann. Ob Rechtsberatung, Jugend oder Seniorenarbeit: willkommen sind alle, die Hilfe suchen, egal ob Muslim oder Christ.

Unser Tagungsthema hieß „Frieden, irgendwann“. Frieden ist kein Zustand, der mit dem Ende der Kriegshandlungen automatisch über die Völker kommt. Frieden muss immer wieder erarbeitet werden und bleibt eine immerwährende Sehnsucht der Menschen.

Diesen Sonntagm also heute, sind Wahlen in Herzegowina. Werden die nationalistischen Kräfte gewinnen, die die Menschen spalten wollen oder setzen sich doch Friedenstifter durch? Der Untertitel unserer Tagung lautete: „Dasverbindende Potenzial der Religionen“: Mit unseren Schwestern und Brüdern in Bosnien und Herzegowina beten wir – um Frieden, worum sonst?

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