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Für eine kleine Weile habe ich dich verlassen. Aber mein Erbarmen mit dir ist so groß, dass ich dich wieder heimhole. Als mein Zorn aufwallte wie eine Flut, habe ich mein Angesicht eine Weile vor dir verborgen. Aber meine Liebe hört niemals auf, darum habe ich Erbarmen mit dir. Das sagt der Herr, dein Befreier. Die Flut, die über Noah gekommen ist, soll die Erde nicht noch einmal überschwemmen. Jetzt schwöre ich: Ich werde nicht mehr zornig auf dich sein und dir nie mehr drohen. Berge können von der Stelle weichen und Hügel ins Wanken geraten. Aber meine Liebe weicht nicht von dir und mein Friedensbund wankt nicht. Das sagt der Herr, der Erbarmen mit dir hat. (Jesaja 54, 7-10)
Zu dieser Bibelstalle hat Elke aus Lemgo gepredigt. Sie ist Prädikantin und schickt mir ab und zu ihre Predigten und Andachtstexte für den Blog. Die Predigt poste ich heute und die nächsten Tage – also in drei Teilen; sie hat mich – wie so oft – sehr angerührt.
Verlassenheit, und sei es auch nur für eine kleine Zeit, schmerzt beängstigend. Kleine Kinder weinen, wenn das vertraute Elternteil sich verabschiedet. Erster Liebeskummer bleibt zuweilen bis ins Alter im Gedächtnis gespeichert. Erwachsene Kinder verlassen das Haus, für Eltern erstmal gewöhnungsbedürftig. Partner verabschieden sich, weil die Liebe nicht reicht. Einschneidende Erlebnisse wie Krankheit, Existenzverlust oder ähnliches verunsichern. Tod reißt menschliche Beziehungen auseinander. Vom Leben oder von sich selbst enttäuscht, auch Zweifel an unserem Gott verdunkeln den Himmel. Das schmerzt immer wieder und oftmals eben nicht nur eine kleine Weile. Mein Gott, was ist bei dir ein kurzer Augenblick?
Zorn kann wie eine große Welle alles überschwemmen. War das zu Noahs Zeiten Gottes Zorn über menschlichem Ungehorsam? Heute fallen mir sofort Klimawandel und Raubbau an der Natur ein. Das Ahrtal überschwemmt, oder weiter entfernt, aber Zigtausende betroffen, Überschwemmungen und Stürme in Pakistan, Madagaskar, Afrika Und Kalifornien. Waldbrände jedes Jahr, auch schon bei uns. Berge können weichen und Hügel wie Streichholzbauten zusammenkrachen. Das haben Menschen in der Türkei und Syrien hautnah erlebt. Täglich sehen wir Bilder von riesiger Zerstörung. Dazu erschüttern Nachrichten unendlichen Leides aus Kriegsgebieten, nicht nur der Ukraine.
Jesaja, du bist über 2500 Jahre tot, doch du berichtest, was wir erleben. Das lässt uns verzweifeln. Jesaja, dein Name ist: Hilfe ist JHWH, der unaussprechliche Gottesname.
„Wir befinden uns in einem Informationskrieg“, hörte ich dieser Tage im Morgenmagazin. Erschreckt hat mich einmal mehr der militärische Sprachgebrauch in Nachrichten, die eigentlich keine kriegerischen Infos weitergeben. Mir scheint, wir rüsten nicht nur militärisch, sondern auch gedanklich, vor allem sprachlich auf. Wohin bewegen wir uns? In eine immerwährende Katastrophe, aus der wir Menschen nichts, aber auch gar nichts lernen?
Das hat auch Gott wohl so erkannt. Deshalb hat er uns Menschen eben nur diese kleine Weile, diesen kurzen Augenblick seiner Ewigkeit verlassen. Nach der Sintflut schloss er den neuen Bund mit uns Menschen. Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Säen und Ernten, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht. Und im Jesaja-Wort, unserem Predigttext, spricht er selbst als unser Befreier und schwört sogar: Ich werde nicht mehr zornig sein und dir nie mehr drohen. Gott, ein liebevoller Vater. Er sieht seine Kinder in ihren Fehlern, aber ohne Groll und verspricht Barmherzigkeit. Er holt uns wieder heim in seine Nähe und Gegenwart. Schon in AT will er sein Angesicht nicht mehr vor uns Menschen verbergen. Das ist und bleibt sein großes Geschenk: seine Gnade an uns.
Die Fortsetzung von Elkes Predigt finden Sie morgen hier im Blog. Ich habe ja gelernt, dass Blog-Posts nicht zu lang sein sollten.😀
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