Heute nun der zweite Teil von Elkes Predigt (den längeren, ersten Teil finden Sie hier im gestrigen Blog-Eintrag, wenn Sie herunter scrollen). Ist dies vielleicht eine Auslegung, die die Texte der hebräischen Bibel unzulässig christlich vereinnahmt? Oder ist dies hier eine Hoffnung für uns Menschen, die wir ahnen, dass wir diesen Gehorsam bis in den Tod nicht durchhalten würden? Eine Hoffnung, dass Gott uns gut genug kennt und uns mit allen Schwächen sieht und dennoch annimmt.
Abraham weiß sich selbst in dieser Ausnahmesituation von Gott gesehen und gibt diesem Ort den zuversichtlichen Namen: Gott sieht.
Ja, Gott sieht und hört seinen geliebten Sohn am Kreuz auf Golgatha. Er hört ihn schreien: „Mein Gott, warum hast du mich verlassen?“, und weint. Schimmert durch diese Abraham-Isaak Erzählung bereits Christi Tod? Abraham, Stammvater des Volkes Israel, widerspricht nicht ein einziges Mal. Christus schreit und fleht in seiner Todesstunde, und stirbt unseren Tod. Der Heiland widersetzt sich nicht - zu unserem Heil! Das ist absolute Hingabe, absolute Opferung, und unsere einzige Chance zum Weiterleben, zum Überleben, trotz all unserer Schuld. Bedingungslose Liebe.
Das Wort Opfer, lateinisch operari meint tätig sein. Tätig
wirkt Christus durch Aushalten unseren Neuanfang. Genau wie Abraham durch Tätig-Sein seine Treue zu diesem nur scheinbar erbarmungslosen Gott beweist. So krass wird
er das hoffentlich von niemanden verlangen. Alexey Nawalny brachte jüngst ein
Opfer für die Freiheit der Menschen seines Landes. Das kostete ihn das Leben,
ebenso wie zigtausende Soldaten*innen an verschiedensten Fronten unserer Welt. Gott,
schaffe Recht!
Der Menschensohn ist gekommen, nicht, dass er sich dienen
lasse, sondern dass er diene und sein Leben gebe als Lösegeld für viele. (Matthäus.
20, 28)
Meine Zuversicht, Dankbarkeit zu diesem sich opfernden Christus, meine Lebensfreude, meine Ehrfrucht dürfen und werden sich hoffentlich in tätiger Liebe zeigen. Ich bin sicher, der allmächtige Gott wird von mir nichts Unmögliches verlangen, weil er weiß, was ich nicht bewältigen kann.
Und meinen heftigen Groll
gegen diese Geschichte am Berg von Morija wird er mir verzeihen. Gott sieht und
erklärt mit unbeschreiblichem Schmerz, wer die Welt erlöst. Eines Tages kam
einer, der hatte einen Geist in seinen Taten, eine Treue in seinen Leiden,
einen Sinn in seinem Sterben.
Danke, Elke für Deine Predigt!
Wenn wir im Juni mit den Angehörigen von Menschen mit Behinderungen in Wittenberg zusammen können, werden wir auch dieses Thema mit im Gepäck haben: Warum ist die last auf den schultern mancher Eltern so viel schwerer als die anderer Familien. Und wie verhält man sich zu diesem Gott, der das zulässt, aber der die Familien auch sieht und sie nicht mit ihrer Last allein lässt.
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