*** If you wish to read the sermon in English, please let me know: hahn@eaberlin.de
Elke aus Lemgo hat mir wieder eine Predigt für den Blog
geschickt. Es geht darin um die geforderte und dann doch verhinderte Opferung
Issaks. Nachdem ich gestern viel über unserem Bibeldialog für Angehörige von Menschen
mit Behinderung nachgedacht habe, und über die besonders innige Liebe zu einem
Kind, lese ich Elke predigt noch einmal anders. In einem früheren Bibeldialog
wurde auch schon mal diskutiert, ob es Hinweise darauf gibt, dass Isaac
möglicherweise geistig behindert gewesen sein könnte. Dann wäre Gottes
Eingreifen umso mehr eine Zusage an das Leben eines jeden Kindes.
Hier nun der erste Teil von Elkes Predigt zu
1. Mose 22, 1-14 und Matthäus 20,28
Allmächtiger, was hast du dir dabei gedacht? Das ist nun
wirklich Zumutung schlechthin. Vater Abraham wartete sehr, sehr lange auf
dieses geliebte Kind. Alt sind er und seine Frau Sara darüber geworden. Isaak,
der spät geborene geliebte Sohn, intensives Glück, unbändige Freude über den
versprochenen Erben. Und jetzt das?
1Nach diesen Geschichten versuchte Gott Abraham und
sprach zu ihm: Abraham! Und er antwortete: Hier bin ich. 2Und er sprach: Nimm
Isaak, deinen einzigen Sohn, den du lieb hast, und geh hin in das Land Morija
und opfere ihn dort zum Brandopfer auf einem Berge, den ich dir sagen werde.
Welches Elternteil kommt so einer ungeheuren Aufforderung
nach? Da verschlägt es mir jedenfalls gründlich die Sprache und alles
rebelliert in meinem Herz. Direkte Ansprache von Gott, da sollte jedes Herz vor
Freude hüpfen. Stattdessen: Geh und opfere dein geliebtes Kind zum Brandopfer.
Mein von dir selbst anvertrautes Fleisch und Blut bei lebendigem Leib
verbrennen? Das kann doch wohl nicht wahr sein, Gott im Himmel!
3Da stand Abraham früh am Morgen auf und gürtete seinen
Esel und nahm mit sich zwei Knechte und seinen Sohn Isaak und spaltete Holz zum
Brandopfer, machte sich auf und ging hin an den Ort, von dem ihm Gott gesagt
hatte.
Abraham geht tatsächlich. Er leistet keinen Widerstand. Und
es wird nicht beschrieben, was in seinem Vaterherz vorgeht. Meine Phantasie
geht mir allerdings durch. Fragt Abraham nicht: „Gott, das willst du von mir?
Bist du ein barmherziger Gott? Taugen deine Versprechen nicht?“ Nein, Abraham zieht
widerspruchslos mit der zentnerschweren Last auf dem Herzen einer düsteren
Zukunft entgegen. Wie groß ist sein Vertrauen!
4Am dritten Tage hob Abraham seine Augen auf und sah die
Stätte von ferne. 5Und Abraham sprach zu seinen Knechten: Bleibt ihr hier mit
dem Esel. Ich und der Knabe wollen dorthin gehen, und wenn wir angebetet haben,
wollen wir wieder zu euch kommen. 6Und Abraham nahm das Holz zum Brandopfer und
legte es auf seinen Sohn Isaak. Er aber nahm das Feuer und das Messer in seine
Hand; und gingen die beiden miteinander.
Drei Tage lang ganz vertrauensvoll die Kinderhand in der des
sonst so souveränen Vaters: „Heut nimmt er mich mit zum Opfer. Das benötigte
Holz darf ich tragen. Ja, das Schaf tut mir schon ein wenig leid, aber
gemeinsam werden wir nun unseren Gott nach guter Sitte ehren und loben, ihn
anbeten und das Opfer bringen. Nur wir beide. Vater hat die Knechte
zurückgelassen.“
7Da sprach Isaak zu seinem Vater Abraham: Mein Vater!
Abraham antwortete: Hier bin ich, mein Sohn. Und er sprach: Siehe, hier ist
Feuer und Holz; wo ist aber das Schaf zum Brandopfer? 8Abraham antwortete: Mein
Sohn, Gott wird sich ersehen ein Schaf zum Brandopfer. Und gingen die beiden
miteinander.
Trotzdem kreisen doch die Fragen in Kopf des Isaak. Immer
wieder blickt er sich um, sucht er das Opfertier. Und vielleicht spürt er auch
ganz verhalten, dass der Vater heut so sehr still ist. Alles irgendwie seltsam.
9Und als sie an die Stätte kamen, die ihm Gott gesagt
hatte, baute Abraham dort einen Altar und legte das Holz darauf und band seinen
Sohn Isaak, legte ihn auf den Altar oben auf das Holz 10und reckte seine Hand
aus und fasste das Messer, dass er seinen Sohn schlachtete.
Ich fühle den stummen Schreckensschrei des Kindes, spüre
Abrahams Tränen der Verzweiflung. Das muss gestoppt werden! Gott, schaffe hier
Recht. Vater und Sohn haben bereits mehr als genug Schaden genommen.
11Da rief ihn der Engel des Herrn vom Himmel und sprach:
Abraham! Abraham! Er antwortete: Hier bin ich. 12Er sprach: Lege deine Hand
nicht an den Knaben und tu ihm nichts; denn nun weiß ich, dass du Gott
fürchtest und hast deines einzigen Sohnes nicht verschont um meinetwillen. 13Da
hob Abraham seine Augen auf und sah einen Widder hinter sich im Gestrüpp mit
seinen Hörnern hängen und ging hin und nahm den Widder und opferte ihn zum
Brandopfer an seines Sohnes statt.
Der Engel, Gottes Botschafter für uns Menschen, gerade noch
zu rechten Zeit. Gott sei Dank! Schlimmes verhindert? Für mich kein
beruhigendes Ende. Eben nicht noch einmal davon gekommen, sondern
posttraumatische Belastungsstörung aller Beteiligten, die liebende Mutter und
wartenden Knechte eingeschlossen.
Allmächtiger, du brauchst uns Menschen doch
nicht auf die Probe stellen, du weißt: wir sind schwach. So hast du uns
geschaffen und so liebst du uns doch. Abraham wolltest du sein Liebstes
wegreißen!? Unter deinem Himmel hast du versprochen, Isaak wird der Erbe sein
und ein sternengroßes Volk wird dich Gott rufen. Weshalb musst du deinen Diener
so prüfen? Sein Glaube und sein Vertrauen dir, zum himmlischen Vater, scheint
grenzenlos. Oder willst du mit dieser dramatischen Abraham-Isaak Geschichte endlich
den notwendigen Einspruch gegen brutale Menschenopfer? Ja, Ewiger Gott, du
siehst doch das Leid deiner Kinder.
14Und Abraham nannte die Stätte »Der Herr sieht«. Daher
man noch heute sagt: Auf dem Berge, da der Herr sich sehen lässt.
Morgen folgt ein zweiter teil diese eindrucksvollen Predigt. Ich habe auch oft darüber nachgedacht, wie wohl Sarah dazu stand, aber auch, ob den nicht evtl. Abraham Gottes Aufforderung ganz falsch verstanden hat. Oder ob wie der israelische Philosoph Omri Boehm deutet, Abraham schlicht nicht gehorcht hat und Gott ihn genau für diesen Ungehorsam liebt.
Danke, Elke, für die Gedankenanstöße. Morgen geht es weiter mit dem zweiten Teil, der Predigt.
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