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Gestern habe ich den ersten Teil der Predigt hier gepostet, heute der zweite und letzte Teil.
Die müden Hände werden stark und die Knie wieder fest. Hört, die ihr den Mut verloren habt: »Seid stark und habt keine Angst! Seht, das ist euer Gott! Er übt Vergeltung und schafft Recht. Er selbst kommt, zärtlich und klein wie ein Kind, um euch zu befreien.« Dann gehen den Blinden die Augen auf, und die Ohren der Tauben werden geöffnet. Der Gelähmte springt wie ein Hirsch, der Stumme jubelt aus vollem Hals. In der Wüste brechen Quellen auf, und Bäche bewässern die Steppe. Der glühende Sand wird zu einem Teich, in der Dürre sprudeln frische Wasserquellen. Wo einst die Schakale hausten, wachsen Gras, Schilf und Papyrus. Eine Straße wird dort verlaufen, die wird man den »heiligen Weg« nennen.
Wunderbare, kaum vorstellbare Bilder und doch so mutmachende Realität. Doch ein heiliger Weg, liebe Gemeinde, so kommt mir mein Leben und das meiner Mitmenschen nun wahrlich immer seltener vor. Da gibt es zu viel Ungutes.
Ein König verurteilte einen Menschen zum Tode. Der Mensch bat den König, das Urteil aufzuheben und fügte hinzu: „Wenn der König gnädig ist und mein Leben verschont, werde ich innerhalb eines Jahres einem Pferd das Fliegen beibringen.“ „Gut“, sagte der König, „aber wenn das Pferd in dieser Zeit das Fliegen nicht lernt, ist dein Leben vorbei.“ Als seine Familie voll Sorge fragte, wie der Mensch sein Verspechen einlösen wollte, wusste dieser: „Im Laufe eines Jahres kann der König sterben. Oder das Pferd kann sterben. Oder es geschieht ein Wunder. Der König handelt unerwartet barmherzig. Oder das Pferd kann plötzlich Fliegen. Wer weiß das schon?“
Sarkastisch oder hoffnungsvoll aufs Ganze gesetzt? Unsere Kirche schmückt jedes Jahr im Advent ein Kunstwerk. Dies Jahr ist es ein auf den ersten Blick kaum erkennbarer Stern. In der Mitte steht auf Spiegelfolie zu lesen: Leid und Einsamkeit. Rundherum drei Reihen verschieden farbige Glühlampen. Je nach Klatschen oder Singen oder Orgeln blinken diese - nicht steuerbar - durchaus störend aufdringlich. Selbst mit geschlossenen Augen ist dem nicht auszuweichen. Weihnachtsmarktkirmes in unserem Gotteshaus? Anstoß oder Mithalten? Für mich gerade im Advent eine immerwährende Erinnerung, dass hier auf der Erde Leid und Einsamkeit ist, oft blinkend verdeckt. Ich kann und will daran nicht vorbei, weiß aber keinen nachhaltigen Lösungsweg. Gott erbarme dich!
Für unser Heil, unsere Befreiung brauchen wir das Kind Jesu in der Krippe. Er geht seinen leidvollen Weg einsam bis ans Kreuz für mich und dich und alle, denen es versprochen ist. Diese Liebe hält mich, hält uns, weil das Wunder geschieht und mitunter selbst Pferde fliegen können, wie, der Maler M. Chagall es darstellt.
Kein Unreiner wird Gottes Straße betreten. Sie gehört denen, die auf dem rechten Weg sind. Selbst Unwissende gehen nicht in die Irre. Auf dieser Lebensstraße gibt es keinen Löwen, kein Raubtier ist auf ihr zu finden. Nur die erlösten Menschen sind dort unterwegs. Alle, die der Herr befreit hat, kehren jubelnd zu seinem Berg Zion zurück. Grenzenlose Freude steht ihnen ins Gesicht geschrieben. Jubel und Freude stellen sich ein, Sorgen und Seufzen sind für immer verschwunden.
Setzen sie mit mir aufs Ganze? Gott verspricht mit diesem kleinen Kind unvorstellbaren Frieden. Nicht nur im Advent dürfen wir dieses Weihnachtswunder erwarten. Selbst wenn Gott richtet, bleibt er barmherzig und schenkt uns Erlösung. Mein Herz klopft erwartungsvoll und bereit. Mitsingen und musizieren helfen dabei. Nun kommt der Heiland der Welt, singt laut HALLELUJA!
Danke, liebe Elke!
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