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Schon letzte Woche hat mir Elke aus Lemgo wieder eine Predigt geschickt, die ich gerne im Blog teilen will. Elke ist Prädikantin in Lemgo und hat viele Jahre an unseren Bibeldialogen teilgenommen.
Hier der erste Teil der Predigt zu Matthäus 9, 35 –37 und 10, 1 -13a
Liebe Gemeinde, mein Herz geht zu gern spazieren. Da stell ich mir die schönsten Dinge vor: die wundervolle Natur, Begegnungen mit meinem Gott und lieben Menschen, oft, vielleicht auch zu gern, die Erfüllung meiner Sehnsüchte. Unsanft werde ich dabei manchmal zur Aktivität gerufen. Was erzählen die oben genannten Texte? Der Nomade Abraham, der von Gott gerufen, mit 75 Jahren samt seiner Familie und allem Besitz in ein fremdes Land zieht. Die Fischer, die ihre Netze und ihr bisheriges Leben zurücklassen und Jesus folgen. Menschen, wie du und ich, die sich in den Dienst stellen lassen. Obwohl es unvernünftig scheint, sind sie bereit, Altes aufzugeben und mit Gott neue Wege zu gehen! Durchaus riskant, denn müssen sie nicht selten Unverständnis und Spott ihrer Umgebung und wohl den berechtigten Widerspruch ihrer Familien ertragen und in Kauf nehmen? Unerschütterlich ihr Gottvertrauen! Sie wissen scheinbar: Wir sind nicht aus uns, wir wurden gemacht nach dem Bilde des Schöpfers. Wir haben Geist und Vernunft, können Christus hören und spüren, ja, sogar ihm folgen. Und wenn wir aufmerksam seine Liebe und die Schönheit der Schöpfung in unser Herz einziehen lassen, so lesen wir die große allumfassende Vorsehung und Weisheit unseres dreieinigen Gottes.
Was lesen wir im Evangelium nach Matthäus im 9. und 10 Kapitel: Jesus zog durch alle Städte und Dörfer des Landes. Er lehrte in ihren Synagogen und verkündete die Gute Nachricht vom Himmelreich. Dazu heilte er jede Krankheit und jedes Leiden. Jesus sah die große Volksmenge und bekam Mitleid mit den Menschen. Denn sie waren erschöpft und hilflos – wie Schafe, die keinen Hirten haben. Deshalb sagte er zu seinen Jüngern: Hier ist eine große Ernte, aber es gibt nur wenige Erntearbeiter. Bittet also den Herrn dieser Ernte, dass er Arbeiter auf sein Erntefeld schickt! Und er rief wieder seine zwölf Jünger zu sich. Er gab ihnen die Vollmacht, böse Geister auszutreiben und jede Krankheit und jedes Leiden zu heilen. Die zwölf Jünger sandte Jesus aus. Er forderte sie auf: Nehmt keinen Weg, der zu den Heiden führt! Und geht in keine Stadt, die den Samaritern gehört! Geht stattdessen zu den verlorenen Schafen: den Menschen, die zum Volk Israel gehören! Geht zu ihnen und verkündet ihnen: ›Das Himmelreich kommt jetzt den Menschen nahe!‹ Macht Kranke gesund, weckt Tote auf, befreit Menschen vom Aussatz, treibt Dämonen aus! Als Geschenk habt ihr alles bekommen – als Geschenk sollt ihr es weitergeben! Steckt auch kein Geld in eure Gürtel – weder Gold noch Silber noch Kupfermünzen! Nehmt keine Vorratstasche für unterwegs mit, kein zusätzliches Hemd, keine Sandalen und keinen Wanderstock! Denn wer arbeitet, hat ein Anrecht darauf, versorgt zu werden.
Der Wanderprediger Jesus also unterwegs, im Gepäck die Gute Nachricht vom Himmelreich und übergroße Heilungskraft. Wann immer er bedürftige Menschen sieht, er hilft und heilt. Diese Menschen sind erschöpft und hilflos, wie Schafe, die ohne Hirten umherirren. Mitleid und Energie zeichnen Bruder Jesus hier aus. Die Erschöpften und Verlorenen liegen ihm am Herzen. Um alle gesund zu machen, braucht er dringend Unterstützung. So beruft er seine Jünger und stattet sie mit Vollmacht aus. Böse Geister können nun auch sie austreiben, viele Krankheiten heilen, ja sogar Tote auferwecken. Geld und größeres Gepäck scheinbar unnötig, weil diejenigen, die arbeiten Anspruch auf Versorgung haben.
Das klingt in meinen Ohren doch sehr fremd - wie ein Text aus einer anderen Zeit, einer anderen Welt. Wenn ich krank bin, geh ich zum Arzt. Mein Glaube an Wunderheiler ist zugegeben sehr begrenzt. Meine Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod dagegen groß. Dann wird ewige Freude sein. Aber im Hier und Jetzt so ganz ohne Vorsorge? Passt dieser Text in unsere Zeit und in mein Leben? Und will ich als Christusnachfolgerin mit solchen Fähigkeiten ausgestattet werden? Nein, das ist mir zu fremd, nicht vorzustellbar und erst recht nicht wünschenswert. Überhaupt will ich nicht ständig von Krankheit und Leid umgeben sein. Christus, verschone mich.
Der zweite Teil folgt morgen:
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