21. März 2025

Aus der Finsternis tanzen - zweiter Teil der Predigt zu Joh. 3, 13-21

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Hier geht es weiter mit Elkes Predigt. Den ersten Teil habe ich gestern gepostet, also einfach hochscrollen…

Ja, wir dürfen aufschauen zum Gekreuzigten und sind gerettet. Das heißt vor allem: den Gekreuzigten aushalten. Leiden und Tod aushalten. Nicht davonlaufen. Und gleichzeitig: darauf vertrauen, dass Gott aus Liebe zur Welt seinen einzigen Sohn gegeben hat.

Er hat es zugelassen. Es ist sein Weg – durchaus schwere eine Sicht der Dinge, nicht nur zur Konfizeit.

Ich spüre inzwischen, dass dieser Blick aufs Kreuz ganz entscheidend ist. Er verändert mich, berührt mich, erreicht mein Herz, weil ich dabei endlich nicht auf mich selbst sehe, sondern auf den allmächtigen Gott, unseren liebenden Vater.

Das ist ein Blick, der verändert und fordert, weil statt Leistung, Ruhm, Ehre, Erfolg, Geld, Macht, und Recht plötzlich Liebe, Empathie, Verzicht, Teilhabe und Mittun möglich und wichtig werden. All das, was uns im Leben geschieht und so schwer wiegt, erlebt Jesus selbst, nicht nur am Kreuz und will mit uns überwinden.

Was passiert, wenn wir aufs Kreuz schauen und das Kreuz aushalten? Wer an ihn glaubt, weil er schaut, der wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, der ist schon gerichtet. Das ist das Gericht, dass das Licht in die Welt gekommen ist. Das passiert alles schon jetzt, nicht erst in der Zukunft. Also, dem Barmherzigen sei Dank, kein zukünftiges Gericht. Kein primitives Rache-Gericht, kein „Tod den Feinden“. Durchaus aber langwierige Gerichtsverhandlungen, um Menschen Recht zu verschaffen. Und schwierige Koalitionsverhandlungen, die Menschlichkeit eröffnen. Dabei gibt es nur wenige Momente, in dem wir sicher sein können, auf der Seite der Guten zu stehen. Ich verstehe das Gericht so: Alles wird aufgedeckt und verwandelt! Zurechtgerückt.

Das Licht leuchtet alle Ecken aus, alles wird sichtbar, nichts kann mehr versteckt werden. Dann merken wir, dass wir die Finsternis lieben, weil wir Menschen sind. Aber wir können und dürfen uns erleuchten lassen. Gerade dadurch, dass alles aufgedeckt wird, dass unser Menschsein offensichtlich wird, werden wir gerettet! Wir sehen mit Gekreuzigten das Licht! Uns wird klar, wem wir vertrauen können und dass wir zum Handeln berufen sind. Wir sehen, was wirklich wichtig ist im Leben. Wir spüren, dass Gott uns liebt. Wir erleben Befreiung, weil Christus uns aus der Finsternis ins Licht stellt. Er gibt sich hin und wir haben lebenslang eine neue Chance, die wir uns nicht verdienen können, die wir uns immer wieder schenken lassen dürfen. Das hat Folgen: Wer sich bei dem, was er tut, nach der Wahrheit richtet, tritt ins Licht. Diese Wahrheit heißt Christus. Seine, also auch unsere Taten sollen bekannt werden, weil Gott selbst unser Tun bestimmt. Im Licht Jesu Christi ist Gott mit uns, in allem was wir tun, ja er handelt sichtbar, spürbar durch uns. Was für ein wunderbares Versprechen, Halleluja - ihm dem dreieinigen Gott allein sei es gedankt.

Vers aus dem Lied Lord of the Dance: Ich tanzte von neuem, denn das Grab ist leer. Ich bin auferstanden, der Tod siegt niemals mehr. Bei mir ist das Leben, ich bin der Sinn. Ich führe euch tanzend zum Vater hin. …

So sind wir selbst in der Passionszeit zum Tanz befreit. Es ist trotz allem Bedrückendem alles beieinander, was es zum Guten braucht. Gott liebt diese Welt, deshalb hat er seinen geliebten Sohn geschenkt, damit die Welt und wir gerettet werden. Und der Friede Gottes, der höher ist als alles, was wir denken können, bewahrt unsere Herzen und Sinne in Christus, unserem Bruder und Erlöser. Amen

Und so lasst uns aus der Finsternis heraustanzen! Danke, Elke. 


20. März 2025

Tanz als Weltrettungsprogramm - Predigt zu Joh. 3, 13-21

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Elke hat mir wieder eine Predigt für den Blog geschickt, die also auch gerne wieder hier einstelle. Heute die erste Hälfte morgen die zweite, bevor es dann in der kommenden Woche wieder weitergeht mit dem Vorstellen der kommenden Veranstaltungen der Bibeldialoge.

Liebe Gemeinde, der Menschensohn, der Erlöser, der Heiland, der Bruder, der Freund, der Meister…

Viele Namen fallen mir ein für den, der unser Leben rettet: Jesus Christus, zunächst vom Himmel, vom Vater herabgekommen und nach Tod und Auferstehung wieder hinaufgestiegen zum Vater zurück. So hören wir es vom Evangelisten Johannes. Dieses Geschehen, absolut bedeutet, für jeden, der Christus folgt. Das bedenken wir besonders in der Passionszeit. Denn hier ist alles beieinander, was nötig ist – damit sich alles zum Guten wendet: Gott liebt die Welt! Er gab seinen Sohn, damit die Welt gerettet werde.

Zu meiner Konfizeit erlebte ich Passionszeit eher dunkel und belastend: ein zusätzlicher Abendgottesdienst jede Woche mit unzugänglichen Liedern, grausamen Schilderungen von Jesu Leidenszeit, Abendmahl mit Beichte, verbunden mit der erschreckenden Vorstellung, dass ich für Jesu Tod am Kreuz verantwortlich bin. Ich verstand die Botschaft des Johannes nicht: Wer an ihn, Jesus Christus, glaubt, wird nicht gerichtet. Menschen lieben die Finsternis, aber Jesus ist als Licht in die Welt gekommen, das die Finsternis besiegt. Ich sehnte Ostern herbei, mit jubelnden Liedern und dem Posaunenchor zum befreienden fröhlichen Fest. Endlich Licht am Horizont und Frühlingsduft.

Lord oft he Dance! Ein Lied mit dem Refrain: Dance, then wherever you may be… Tanzt! Tanzt! Ich führe euch zum Tanz. I am be the Lord of the Dance, said HE. … Ich bin der Meister, ich trag den Kranz, And I`ll lead you all whereever you may be … bis die ganze Welt sich dreht in meinem Glanz. And I`ll lead you all in the dance, said HE. … Tanzt mir nach, ich lehr euch den Lebenstanz.

Eine Art WELTRETTUNGSPROGRAMM, das wirkt, zu allen Zeiten? Höchste Zeit, dass es wirkt! Wo bist du, Gott? Das frage ich in den Stunden, wenn Ängste mich erfüllen, wenn Kummer mich plagt, wenn Entscheidungen gegen mich fallen, wenn mir Ungerechtigkeit widerfährt, wenn ich Lieblosigkeit erfahre, wenn ich mich nicht verstanden weiß, wenn ich einen lieben Menschen verliere,… und ganz besonders, wenn die momentane Weltlage spätestens am Abend um 20 Uhr auch in mein Wohnzimmer rollt.

Christus, wann und wo wirkst du, funktionierst du, wo ist dein Licht? Ich höre von Krieg, Aufrüstung, Gewalt und Terror – die Liste ist menschlich lang, hier ist doch Finsternis. Kommt endlich das Gericht und macht brutalen Kriegsverbrechern den Prozess und belebt ausgelieferte Opfer? Wo ist die Liebe? Hat dein WELRRETTUNGSPROGRAMM 2000 Jahre später immer noch nicht funktioniert?

Eine weitere Strophe des Liedes: Ich tanzte im Himmel, als die Welt begann, mit Sonne und Mond und der Schöpfungstanz fing an. Ich tanzte voll Liebe in die Welt hinein, in Bethlehem, dort wurde ich ganz klein. …

Ja, ganz klein fühle ich mich oft genug, klein und hilflos, und doch spüre ich deutlich: Gott liebt diese Welt. Ich vertraue: Er gab seinen Sohn damit die Welt gerettet werde. Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet.
Menschen lieben die Finsternis, aber Jesus ist als Licht gekommen, das die Finsternis besiegt.
Wir haben doch alles beieinander für Liebe, für Frieden, für Gerechtigkeit.

Ich tanzte für Heilige und Pharisäer. Doch tanzten sie nicht, machten mir das Leben schwer. Ich kam zu den Fischern und traf Simon dort, er drehte sich um, tanzte mit mir fort. Jesus komm heute zu mir, lad ein mich zum Tanz, ich folge dir. …

Das göttliche Programm zur Weltrettung ist speziell anders. Wir Menschen legen ja auch Hilfs- und Rettungsprogramme auf, um Kriege zu beenden, um den Hunger zu besiegen, um die Ungerechtigkeit in den Griff zu bekommen. Leider immer alles mit Fehlern, weil Menschen Finsternis und sich oft zu sehr lieben.

Deshalb sind Hilfsprogramme schwierig, zeitweilig scheinbar unmöglich, wie wir dieser Tage spüren. Die Welt retten, die Finsternis besiegen und das Licht leuchten lassen, dazu braucht es entschieden mehr. Nur der allmächtige Gott und sein Sohn beleben die Welt nachhaltig mit göttlichem Hilfsprogramm. Gleich am Anfang muss der Eine sterben. Jesus Christus am Kreuz.

Und wie Mose in der Wüste die Schlange erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden, damit alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben. Damals rebellierte das Volk Israel gegen Gott. Sie misstrauten ihm während der Wüstenwanderung und wünschten sich in die unguten Verhältnisse in Ägypten zurück. Sie fürchten sich und ängstlich erleben sie ihre Entbehrungen: Viele werden von Giftschlangen gebissen und sterben. Mose fertigt auf Gottes Auftrag eine Schlange aus Kupfer und macht sie an einer Stange fest. Und jeder, der gebissen wird, wird am Leben bleiben, wenn er sie ansieht, verspricht Gott. Von welchen Schlangen lassen wie uns heute beißen? So wie die Schlange am Pfahl, so wird Jesus für uns am Kreuz hängen. Wie die Israeliten zur kupfernen Schlange aufsahen und ihr Leben vor dem Tod retten konnten, so haben alle das ewige Leben, die zum Kreuz, zu dem Gekreuzigten aufschauen und ihm vertrauen.

Ich tanzte am Freitag, doch das Todesholz, das drückte mich nieder, das Böse tanzte stolz. Der Himmel war finster und mein Tanz schien aus, dich mein Tanz, der führt aus dem Tod hinaus. …

Ja, wir dürfen aufschauen zum Gekreuzigten und sind gerettet. Das heißt vor allem: den Gekreuzigten aushalten. Leiden und Tod aushalten. Nicht davonlaufen.

Morgen folgt der zweite Teil der Predigt: Danke, Elke.


8. März 2025

8. März | Ein Tag für Frauen?

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Der Internationale Frauentag wird jedes Jahr am 8. März gefeiert und ist ein Feiertag zu Ehren der Frauen. Im Jahr 2025 fällt der Internationale Frauentag auf einen Samstag, den 8. März 2025. In anderen Worten, es gibt noch nicht einmal  einen zusätzlichen freien tag, außer natürlich für all die, die  normalerweise auch am Wochenende oder zumindest am Samstag arbeiten müssen und  ich vermute mal, das sind in der Mehrheit eben auch Frauen: Verkäuferinnen, Kassiererinnen, Pflegepersonal... Aber warum eigentlich einen Frauentag? sind den die übrigen Tage im Jahr Männertage? (Hoffentlich nicht!)

Die Antwort auf die Frage, warum es einen Frauentag geben muss, liegt im Wort "international", denn weltweit verschlechtert sich die Situation für Frauen und Mädchen: Progress-on-the-sustainable-development-goals-the-gender-snapshot-2022-en_0.pdf. Auch in den eher als fortschrittlich  erlebten Ländern  nimmt Gewalt gegen Frauen zu. 

Der Internationale Frauentag ist Erbe der globalen Arbeiter:innen-Bewegungen an der Wende zum 20. Jahrhundert und wurde 1977 offiziell durch die Vereinten Nationen anerkannt. in vielen Ländern, auch in Deutschland sind Frauen vielleicht weit gekommen. Aber am Ende sind Frauen noch nicht wirklich in einer gleichberechtigten Welt, auch wenn er zunehmend  Menschen gibt, die meinen, der Feminismus habe es schon zu weit getrieben, Männer verunsichert und damit quasi alles Unbill er Welt verschuldet. 

Die Bibeldialoge werden sich dieses Jahr  tatsächlich auch mit dem Thema Frauen und ihre Verdienste und Rechte beschäftigen. Eine neue Online-Reihe (mit Präsenz-Höhepunkt im Herbst) und eine weitere Präsenztagung Ende August sind bemerkenswerten Frauen gewidmet. Auch die Bibel hat zum Thema Gleichberechtigung einiges zu sagen. Dazu aber mehr in der nächsten Woche. 

Heute also ein Tag für Frauen und ansonsten 365 Tage für Menschen.


7. März 2025

...wunderbar geschaffen | Weltgebetstag am 7. März

"...wunderbar geschaffen" unter dieser Überschrift wird der Weltgebetstag weltweit am Freitag, den 7. März 2025 gefeiert. Verantwortlich für die Gottesdienstordnung sind dieses Jahr christliche Frauen von den Cookinseln, einer Inselkette im Südpazifik.

Die Christinnen dieser sehr kleinen und weit verstreut liegenden Inseln stellen den Psalm 139 ins Zentrum ihres Gottesdienstes. Sie laden ein, die Wunder der Schöpfung zu sehen und ihnen nachzuspüren und die Freude darüber zu teilen. Sie schreiben aber auch: “Gott geht mit uns in die Finsternis am Grund des Ozeans, wo es kein Licht gibt.“ Das ermöglicht ihnen, Verletzungen und Kränkungen standzuhalten, mit Krankheiten und Bedrohungen umzugehen.

Die Idee des Weltgebetstags verbindet Frauen in mehr als 150 Ländern der Welt miteinander!

Über Konfessions-, Alters- und Ländergrenzen hinweg engagieren sich Frauen beim Weltgebetstag für globale Gerechtigkeit, Frieden und Geschlechtergerechtigkeit in Kirche und Gesellschaft. Damit leisten sie in über 120 Ländern einen wertvollen Beitrag für die christliche Ökumene und für ein respektvolles Miteinander aller Menschen weltweit.

Ja, und morgen ist das der Internationale Frauentag. 




28. Februar 2025

Eine Predigt über starke Frauen, die die Welt verändern

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Heute habe ich mit drei bemerkenswerten Theologinnen aus Lettland und Polen einen Online-Bibeldialog geplant. Mit dem Titel: „Exalted or Cast Down“ geht es um Frauen und ihre Rollen in Kirche und Gesellschaft. Gerade jetzt, wo es in vielen Ländern eher rückwärts geht und Feminismus wieder als etwas Lästiges oder gar Bedrohliches wahrgenommen wird, scheint es mir wichtig, zu fragen, welche Rolle wir als gläubige Christen dabei spielen oder spielen könnten. Mehr zu unserem (englischsprachigen) Online-Dialog nächste Woche, aber heute will ich erstmal wieder ein Predigt von Elke aus Lemgo posten – auch zu unserem Thema und das eben auch nach der Bundeswahl in Deutschland. Ich bin immer wieder dankbar für die Perspektiven, die Elke mir und uns mit Ihren Predigten schenkt. 

Danke, Elke

„Hört doch von Anna, den zwei Rosas, Lydia, Martha und Maria und von Iwa! Und erzählt mir nichts von euren Identitätskrisen, ach hört auf mit dem Psychogeklimper auf der Gitarre, spielt doch was Anderes, singt doch vom Frieden, weint um die Kämpfenden.“

Müde, scharfe und doch aufrüttelnde Worte, und doch vielleicht ganz passend nach dem Wahlsonntag Sind wir nicht alle müde vom zermürbenden, nicht immer fairen Wahlkampf mit Versprechungen, die fast wahnwitzig kaum Erreichbares versprechen, von braunen Machtansprüchen, die Angst machen und das nicht nur in unserem Land? Wer singt sehnsuchtsvoll von Frieden und weint verzweifelt um kämpfende Opfer? Sicher, heute geht es in den Lesungen um weit mehr als Identitätskrisen und Psychogeklimper. Hier geht es um mutige Frauen, aufgeschrieben vom Evangelisten Lukas, eine davon zu finden in der Apostelgeschichte.

Frauen haben sich zu allen Zeiten bewusst entschieden, mutig, unangepasst und absolut brennend für ihre Anliegen. So Lydia, unsere Purpurhändlerin und erfolgreiche Geschäftsfrau. Sie traf Paulus im 1. Jahrhundert des Christentums in Phillipi, der römischen Provinz im heutigen Griechenland, also in Europa. Paulus und Silas reisten aufgrund einer nächtlichen Eingebung hierhin, um von der guten Botschaft zu erzählen. Sie gehen an den Fluss vor das Stadttor zu einer Gebetstätte und erzählen von der so neuen Christusbotschaft. Lydia hört aufmerksam zu, lässt sich berühren, ist ergriffen und macht gleich ganze Sache. Mit ihrem ganzen Haus, also mit der Familie, mit allen Angestellten und abhängigen Mitarbeitern lässt sie sich taufen. Bunt und fröhlich wird miteinander Gottes Liebe zu uns gefeiert.

Lydia und manch anderen Täuflingen öffnet Gott das Herz, dass sie die gute Botschaft hören. Was hier so einfach mit Worten beschrieben ist, ereignet sich immer großartig und wunderbar. Damals in den frühen Zeiten des Christentums war es keinesfalls selbstverständlich, vielleicht sogar gefährlich, sich zu Christus zuzuwenden. Schon gar nicht zu seinen Füssen zu hören und ihr ganzes Haus zu taufen. Schon höre ich heutzutage murrenden Protest: Zwangstaufe usw. Dabei brennt doch auch unser Herz und wir taufen unsere Kinder, um sie überzeugt unserem Gott anzuvertrauen. HÖREN ist dabei unbedingt förderlich und gute Voraussetzung. Ebenso Gottes AUFSCHLIESSEN der beteiligten Herzen. Dann geschieht manches Wunder, manchmal sofort spürbar, manchmal eher im Verborgenen, manchmal laut, manchmal leise, immer aber nachhaltig. Lydia ging mutig voran und forderte Paulus und Silas: Wenn ihr vertraut, dass ich an Christus glaube, dann kommt in mein Haus. Das war weit mehr als Gastfreundschaft. Gemeinsames feiern, singen, Freude teilen und beten sind dabei Lydias Anliegen. Nicht zuletzt auch ihr Bekenntnis und die die Anerkennung der anderen: Ich bin eine von euch. Ich und alle meines Hauses. So findet das Evangelium seinen Weg. Gott, - Lydia, Paulus und Silas, Maria und Martha sei Dank. Halleluja.

Letzten Sonntag hatten wir Wahlpflichtigen die Entscheidung – auch für Demokratie und Miteinander, letztendlich für ein gottgewolltes befreites Leben für alle seine geliebten Kinder. Hatte ich das beim + auf meinem Wahlzettel im Kopf? Wie mutig das zu leben ist, erzählt das anfangs zitierte, erweiterte Gedicht.

„Sing mal von Anna Walentinovic, Kranführerin in Danzig. Sing vom großen Streik und warum er ausbrach. Vergiss auch Rosa Parks nicht. Nie sollst du vergessen, dass sie für jede von uns, wie weiß wir auch sind, sitzen geblieben ist im Bus nach Alabama – auf dem Platz, der nicht für Schwarze reserviert war.

Vergiss auch die große Schwester Rosa Luxemburg nicht. Ach sing von Rosa und der Spontanität der Leute, an die sie glaubte.

Und erzähl von Lydia aus Philippi. Sing, wie sie sich taufen ließ und drängte in ihr Haus zu kommen um miteinander zu danken und Gott zu loben.

Erzähl von Martha, die fleißig für Jesus und die Seinen sorgte, und sing von Maria, die zu seinen Füssen lauschte.„

In unserer Gemeinde lebt die dunkelhäutige Iwa mit ihren zwei Töchtern. Vor 30 Jahren ist sie der Liebe wegen aus Togo zugewandert. Dort durfte sie in der Nachkolonialzeit nicht bei ihren französischen Taufnamen Iyvette gerufen werden. In Deutschland hat sie von Anfang an fleißig mitgearbeitet, ihre Kinder, eines behindert, erzogen und ist völlig integriert in unsere Gesellschaft. Als Kirchendienerin bereicherte sie das Leben in ihrer neuen Heimatgemeinde. Die fröhliche Christin begegnet uns stets aufgeschlossenen und hilft gern, da wo sie gebraucht wird. Am liebsten trägt sie einen knallorangen Pullover mit einem beherzten Oui, zu deutsch Ja. Muss die Alleinerziehende jetzt aufgrund ihrer Hautfarbe und der Behinderung ihrer Tochter Angst haben? Dazu die Sorgen um die weit entfernt lebende älter werdende Mutter, die sie nur alle paar Jahre besuchen kann. Dieser Tage erreichte mich ein buntes Foto ihrer Familie am Strand. Auf meine Nachfrage erzählte Iwa strahlend von ihren Lieben. Da flossen auch Sehnsuchts- wie Sorgentränen. Und ich spürte die große Hoffnung auf ein sommerliches Wiedersehn.

Lebt mit Iwa, die mit ihrer Lebensfreude Gott die Ehre gibt.

Ja, ich habe das weinerliche Zeug satt. Spiel doch von wirklichen Menschen, von Anna und den beiden Rosas, von Lydia und Iwa, von Martha und Maria, von dir und mir.

Wir Frauen - stark und verletzbar, sorgend für andere und unabhängig, dennoch kämpfend auch für dich und alle Schwestern.

Spiel doch von Brot und Rosen. Spiel doch wie damals von Fleischpreisen und einer freien Gewerkschaft, erzähl doch von Stahlhelmen und was dahintersteckt. Warn vor Atomraketen und dem, was dahintersteckt.

Ihr könnt die Sonne nicht verhaften, sie scheint. Ihr könnt die Rosen nicht zensieren, sie blühen. Ihr könnt uns Frauen nicht kleinkriegen, wir setzten uns ein, laden ein und lachen beherzt.

Spielt doch von unseren Schwestern, singt und kämpft doch mit uns.

In diesem Gedicht in Anlehnung an Dorothee Sölle, eine durchaus streitbare Theologin, geht es um die Lebenswirklichkeit dieser mutigen Frauen. Es geht eben nicht nur um Politik, denn daneben steht unverbunden das tägliche Allerlei, wie Martha es zeigt. LEBEN umfasst beides, Gotteslob und Dank noch dazu. Nicht nur Männer beeinflussen den Lauf der Geschichte. Auch Frauen, diese allerdings bis heute weniger beachtet, verändern mit ihrem Können und ihrer Vehemenz die Gesellschaft, indem sie Wege konsequent, mitunter laut zu Ende gehen So blieb Rosa Parks eben einfach im Bus sitzen, gab den Sitz für Weiße nicht frei, weil sie zu müde war. Und setzte damit das Signal zum Bürgerrechtskampf in den USA So ergriff Rosa Luxemburg das Wort gegen die Kriegskredite So verschafften Lydia, Martha und Maria sich Akzeptanz und Anerkennung. So stellte Dorothee Sölle unbequeme Fragen und riskierte ihre Professur. So lebt Iwa teilend und helfend mit uns und verkauft fröhlich manches Brot. Und so versorgten Hamburger Verkäuferinnen einem Bettler in Altona bis zu seinem Tod mit Brot. Und Rosen

Nein, ich will sie nicht wegreden, die Tränen der Opfer und die Ängste und Unruhen unserer Zeit auch in unserem Land. Dazu gehören leider erschreckende, nicht nur islamistische Straftaten, die uns zunehmend bedrohen und Leben kosten. Ich wünsche mir aber genaues Hinsehen und sorgfältiges im Auge behalten von Konflikten und menschlichen Nöten. Tatkräftiges Handeln und rechtzeitiges Erkennen von möglichen psychischen Beeinträchtigungen, ja schlichtweg auch psychologische Hilfe tun Not. Flucht und Eingliederung zuweilen, besonders, wenn immer weniger mutig Mitmenschen unter die Arme greifen und stärken mit Wort und Tat. „Wir schaffen das!“, erfordert durchaus meinen Verzicht, wie mein verantwortungsvolles Kreuz, nicht nur am Wahlsonntag

Es bleibt Gottes Versprechen, dass er zu uns spricht und unser Leben segnet . „Es wird regiert“. Das sagte der bedeutende Theologe Karl Barth am Vorabend seines Todes zu seinem Freund. Und er fuhr fort: „Ja, die Welt ist dunkel. Nur ja die Ohren nicht hängen lassen! Nie! Denn es wird regiert, nicht nur in Moskau oder in Washington oder in Peking, sondern es wird regiert, und zwar hier auf Erden, aber ganz von oben, vom Himmel her! Gott sitzt im Regimente! Darum fürchte ich mich nicht. Gott lässt uns nicht fallen, keinen einzigen von uns! – Es wird regiert!“ Verlassen wir uns darauf und teilen Brot und Rosen auch auf dem schweren Weg nach Jerusalem

Und der Friede Gottes, der größer ist, als alles was wir verstehen, bewahrt unsere Herzen und Sinne jederzeit. in unserem Heiland und Bruder Jesus Christus. Amen.

26. Februar 2025

Bibliolog in Berlin

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Ich komme manchmal wochenlang kaum zum Posten auf unserem Blog. Auch wenn ich ab morgen wieder eine predigt von Elke aus lemgo  veröffentlichen kann, heute nur ein Link zu einem anderen Blog: bibliologberlin | Bibliolog in und um Berlin – und manchmal auch darüber hinaus

Iris Weiss führt den Blog und ist den Europäischen Bibeldialogen eine gute Freundin und geschätzte Referentin. Angefangen hatte unsere Bekanntschaft in den frauen-Bibelwochen der 90er Jahre. (Ja, ich bin so alt) Iris hat uns damals durch das so genannte jüdische Viertel in Berlin Mitte geführt und uns die wechselhafte und oft tragische Geschichte dieser Orte vermittelt. besonders Kostbar ist dabei immer, dass wir ins Gespräch kommen und dabei noch einmal so viel dazulernen können. Ich spreche in der Gegenwart, auch wenn aktuell gerade kein Bibeldialog in Berlin stattfinden kann (zu teuer). 

Die Bibeldialog konnten mehrmals schon von Iris Bibliologen lernen, sei es als Andachtsform (was sie quasi spontan in einer Tagung angeboten hatte, als ein Mitglied der Leitungsteams ausfiel oder als ordentliche Arbeitseinheit Bibliolog (was das ist, lesen Sie gerne auch auf ihrer Website) lässt die Teilnehmer*innen eintauchen in die biblischen Szenen und die jeweiligen Situationen aus unterschiedlichen Perspektiven heraus betrachten. Es entsteht ein tieferes Verständnis für die biblischen Figuren, aber es öffnet sich auch eine ganz eigene Verbindung von der Bibelstelle zum Alltagsleben heute.  

Für Veranstaltungen in Berlin sei Iris also sehr empfohlen. Kontakt  kann man über den Blog herstellen.


24. Februar 2025

Kein JUBILäum: Dritter Jahrestag "Krieg in der Ukraine"

*** Den deutschen Text finden Sie weiter unten.

Prayer on the Occasion of the Third Anniversary of the War in Ukraine (

You will also find the prayer in many languages here: https://www.leuenberg.eu/gebet-zum-dritten-jahrestag-des-angriffskrieges-auf-die-ukraine-uk-en-de-cz-hu/ (UK, EN, DE, CZ, HU, EST, DK)

24 February 2025 marks the third anniversary of the attack on Ukraine by the Russian Federation. Hundreds of thousands of people have died in this war and a just peace is still out of reach. We have asked our member church, the German Evangelical Lutheran Church in Ukraine, to write a prayer for the third anniversary of the war. We hope that this prayer will help us to join in the lament and pleas of our brothers and sisters, whether in their words or, inspired by their thoughts, in our own.
 Prayer: 

Our Father in Heaven!
Our eyes are turned towards you and we lift up our hearts before you.
O God, for over one thousand days we have been praying daily to you, imploring you, putting our hope in you.
For over three horrible years we have received horrible news of the death of our compatriots, we have heard the noise of explosions and the wailing of the sirens.
Lord, every day the number of  orphans and widows increases. Every day there are more people who experience the pain of loss of loved ones.
Our God, we see no end to this calamity, only You hold us.
For over one thousand days, Lord, we have stood and believed.
We thank you, for your Ghost nourishes us.
We believe in Your righteousness, we place hope in Your mercy, we experience Your love in the midst of ruin and death.
But God, our strength is at its end.
We tell you of our pains, Father, though you know them all before we even tell you.
The sons and daughters of our nation leave us, they are dying in the fields of battle and under fire in our cities and towns..
We remain, Lord, remain with us.
We thank You for all those that support us, we thank You for our brothers and sisters in Christ and for the goodwill from those of other lands. Bless them!
Breath into us faith for the victory of love and truth.
Come, Lord Jesus!
Amen

***  Gebet zum dritten Jahrestag des Angriffskrieges auf die Ukraine.
Am 24. Februar 2025 jährt sich der Angriff der Russischen Föderation auf die Ukraine zum dritten Mal. Hunderttausende Menschen sind seitdem in diesem Krieg gestorben und ein gerechter Friede ist weiterhin noch nicht in greifbarer Nähe. Wir haben unsere Mitgliedskirche, die Deutsche Evangelisch-Lutherische Kirche in der Ukraine, gebeten, ein Gebet aus Anlass des dritten Jahrestags des Krieges zu verfassen. Wir hoffen, dass dieses Gebet hilft, in die Klage und das Bitten unserer Geschwister miteinzustimmen, ob mit ihren Worten oder durch ihre Gedanken angeregt, mit unseren eigenen Worten.

Gebet aus Anlass des dritten Jahrestages des Krieges
Vater unser im Himmel!
Unsere Augen sind auf Dich gerichtet, und vor Dir schütten wir unser Herz aus.
O Gott, seit mehr als tausend Tagen beten wir täglich zu Dir, flehen Dich an, hoffen auf Dich.
Seit drei schrecklichen Jahren erhalten wir schreckliche Nachrichten über den Tod unserer Landsleute, hören den Lärm von Explosionen und das Heulen der Sirenen.
Herr, jeden Tag wächst die Zahl der Waisen und Witwen. Jeden Tag gibt es mehr Menschen, die den Schmerz über den Verlust ihrer Lieben erfahren.
Unser Gott, wir sehen kein Ende dieses Unglücks, nur du hältst uns.
Seit mehr als tausend Tagen, Herr, stehen wir und glauben.
Wir danken Dir, denn Dein Geist nährt uns.
Wir glauben an Deine Gerechtigkeit, wir hoffen auf Deine Barmherzigkeit, wir erfahren Deine Liebe inmitten von Trümmern und Tod.
Aber unsere Kraft geht zu Ende, Gott.
Wir sagen Dir, Vater, unseren Schmerz, auch wenn Du alles weißt, ohne dass wir es sagen.
Die Söhne und Töchter unserer Nation verlassen uns, sie sterben auf dem Schlachtfeld oder unter Beschuss unsere Städte und Dörfer.
Wir bleiben hier, Herr, bleibe Du bei uns.
Wir danken dir für alle, die uns unterstützen, für unsere Brüder und Schwestern in Christus und für die Menschen guten Willens aus anderen Ländern. Segne sie!
Hauche uns den Glauben an den Sieg der Liebe und der Wahrheit ein.
Komm, Herr Jesus!
Amen.


22. Februar 2025

Du hast die Wahl

Am Sonntag gehen verantwortungsbewusste deutsche Bürger*innen zum Wählen. Viele haben sogar schon per Briefwahl abgestimmt. Es gibt zig Parteien, die zur Wahl stehen. Bei manchen habe ich gar keine Vorstellung davon, was sie eigentlich wollen. Bei anderen dagegen schon… 

Und ich weiß, in was für einem Land ich leben will. Ich bin eigentlich ein großer Fan meines Landes, also Deutschland. Nicht die Sorte Fan, die sich eine Fahne auf den Balkon hängt, aber ich freue mich, in einer bunten Gesellschaft zu leben, wo die unterschiedlichsten Menschen miteinander klarkommen. Mit bunt meine ich nicht nur die Hautfarben, sondern auch die Ansichten. Ich streite manchmal ganz gerne, und ab und zu stelle ich fest, dass manche meiner Meinungen gar nicht so feststehen.

Ich mag es auch, dass die meisten Menschen in meinem Land ein Leben in Würde leben können und dass es auch Menschen gibt, die sich darum bemühen, dass die, denen das noch nicht gelungen ist, Hilfe bekommen. Es schmerzt mich, dass immer noch Menschen durch die sozialen Netze durchfallen, oder keinen Therapieplatz bekommen, obwohl sie ohne Hilfe sich oder andere gefährden könnten. Ich finde es sehr ok, dass auch diejenigen ihre Meinung sagen können, denen ich deutlich widersprechen will. Aber das heißt nicht, dass jede Verdrehung von Tatsachen noch als Meinung akzeptiert werden muss.

Also ja, ganz sicher bin ich noch nicht, wem ich meine Stimme morgen geben will, aber ich habe eine sehr klare Vorstellung, wem ich sie auf keinen Fall geben kann. Menschen per se abzuweisen, auch wenn sie in Not sind und Hass zu verbreiten auf die, die es ohnehin nicht leicht haben, geht mir gegen meine christliche Hutschnur. „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ – sagt Jesus Christus (https://www.die-bibel.de/bibel/EUE/MAT.25). Gilt auch für Schwestern. Oder Transgeschwister.

Wenn Euch/Ihnen Eure Mitmenschen nicht egal sind, schaut Euch die Wahlprogramme an und wählt eine Partei, die allen Menschen Menschenrechte zugesteht.

18. Februar 2025

Frauen an die Macht? Bibeldialog im Kloster Stift zum Heiligengrabe 27.-31.8.2025

*** If you wish to read this post in English, please let me know: hahn@eaberlin.de.

Ab morgen  planen wir wieder einen Bibeldialog im Kloster Stift zum Heiligengrabe, das wir schon letztes Jahr  als Tagungsort schätzen und lieben gelernt haben. Die Atmosphäre als ein Ort der Einkehr passt gut zu den Bibeldialogen. Im August geht es also weiter: vom 27. bis 31. August beschäftigen wir uns dort mit wirkmächtigen Frauen in Kirche, Politik und Gesellschaft. Ich bin gespannt auf unser Programm. Die ersten Anmeldungen haben wir schon. 

17. Februar 2025

Familie MIT Wenn und Aber | 19.-22.6.25 in Wittenberg

Wenn ich gerade  wieder nur ab und zu etwas poste, dann liegt das auch daran, dass wir gerade viel am Planen sind. Zum Beispiel werden im Juni gleich drei Bibeldialoge in Präsenz stattfinden. zwei davon sogar gleichzeitig und in Wittenberg. Das muss also wirklich genau geplant werden, denn noch gibt es mich nur einmal. 

Wo Menschen mit schwerer physischer und/oder kognitiver Behinderung zur Familie gehören, ist jeder Tag eine besondere Herausforderung. Wie kann Familie gelebt werden – so, dass niemand ausgeschlossen oder überfordert ist? Auch wenn der Sohn oder die Tochter das Elternhaus verlassen hat und in einer Einrichtung lebt, hört die Sorgearbeit meist nicht auf. Wie finden Familien die Unterstützung und Ermutigung, die sie brauchen?

Auch im ehrenamtlichen Leitungsteam ist ein Elternpaar mit einer schwerstmehrfachbehinderten Tochter vertreten. Das Team weiß also gut, worum es geht.  Hier wird auch niemand mit wohlfeilen Ratschlägen zugetextet, sondern es gibt viel Zeit für den persönlichen Austausch, inklusive gute Ideen zum Weitersagen.

Mehr Informationen findet man auf der Website der Evangelischen Akademie zu Berlin: https://www.eaberlin.de/besondere-familie. Da die Begegnung auch etwas kostet, bitte alle ernstgemeinten Anmeldungen immer über unsere Website - oder per E-Mail an mich: hahn@eaberlin.de.  

Gerne auch weitersagen!